Der Moot Court des BFH / der DSJG zeichnet sich dadurch aus, dass die Teilnehmer komplexe Sachverhalte bearbeiten müssen, die aktuell am Bundesfinanzhof als Verfahren anhängig sind. Dabei stehen nur die Urteile der betreffenden Finanzgerichte zur Verfügung, um sowohl die Revisionsbegründungen, als auch die Revisionserwiderungen zu verfassen.

Nachdem wir, das Team, bestehend aus Kai Erik Ackermann, Maximilian Hamestuk, Kirsa Krüger, Madeleine Kockrow und Ivo Wullenweber den Bewerbungsprozess für das Team der Humboldt-Universität zu Berlin hinter uns gebracht hatten, begann alles am 15. Dezember 2016 da, wo es auch enden sollte: im italienischen Restaurant. Dort fand ein erstes Kennenlerntreffen mit unseren Betreuern, Prof. Dr. Thomas Stapperfend, Dr. Tibor Schober und Dr. Katarina Günther, statt. Nach einem angenehmen Treffen ging es auch schon in die Weihnachtsferien und am 27. Januar 2017 kam dann endlich das Ereignis, dem wir alle mit einer Mischung aus Aufregung und Nervosität entgegensahen: Die Veröffentlichung von zwei Originalfällen, die gerade beim Bundesfinanzhof anhängig waren und uns noch lange beschäftigen sollten. Der eine Fall setzte sich mit dem Erbschaftsteuerrecht auseinander, der Andere hatte den Schwerpunkt bei der Steuerbefreiung für ehrenamtlich Tätige nach § 3 EstG.

Der 29. Mai 2017, eigentlich vier Monate vom 27. Januar entfernt. Zumindest dem Kalender nach, nicht aber nach unserem Gefühl – viel zu schnell kam der Tag der Abgabe des ersten Schriftsatzes. Und nun hieß die Devise: Warten. Bis zum 6. Juli, und damit zur Entscheidung der Jury über die Finalteilnehmer. Nachdem wir das positive Ergebnis erfahren hatten, mussten wir nun bis zum 26. September drei weitere Schriftsätze schreiben. Auch diese Aufgabe meisterten wir am Ende.

Und so begann die letzte Phase: Die Vorbereitung auf die mündliche Verhandlung. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten beim Auftreten wurden wir von Tag zu Tag souveräner und ließen uns auch von einem Orkan (Der zwei von uns eine unfreiwillige Übernachtung in Cottbus bescherte) und einer Insolvenz (Wir flogen mit dem vorletzten Flug von Air Berlin überhaupt) nicht stoppen. Und wieder verflog die Zeit unfassbar schnell und plötzlich war es Mittwoch, der 25. Oktober, und wir trafen uns am Flughafen Tegel zum Abflug nach München. Noch in der Nacht im Hotel übten wir weiter unsere Pleadings – und dann war es soweit. Wir standen im Bundesfinanzhof und erhielten unseren eigenen Rückzugsraum, nur um diesen direkt wieder zu verlassen, denn jetzt wurde gelost:

Die erste Paarung lautete Bucerius Law School Hamburg gegen die Universität des Saarlandes, die zweite Paarung Humboldt-Universität zu Berlin gegen die Universität Passau. Wir schlüpften also in die Rollen der Verfahrensbevollmächtigten und argumentierten für unseren Mandanten vor dem Senat des Bundesfinanzhofs, bestehend aus dem Präsidenten des Bundesfinanzhofs, je einem hochrangigen Vertreter der Anwaltschaft, der Finanzverwaltung und der Wissenschaft sowie einem weiteren Richter des Bundesfinanzhofs. Nach der ersten Verhandlungsrunde ging es zurück ins Hotel und danach direkt ins Münchener Hofbräuhaus, um die anderen Teams und die Organisatoren und Richter des BFH Moots auch abseits des Falls kennenzulernen. Ein langer Abend wurde es allerdings nicht, denn schon am nächsten Morgen ging der Moot Court in die zweite Runde.

Diesmal ergab das Los die Paarungen Passau gegen Hamburg und Berlin gegen das Saarland. Nach auch am zweiten Tag sehr spannenden Verhandlungen können wir nun einen – für die erste Teilnahme eines Teams der Humboldt-Universität überhaupt – sehr respektablen, geteilten dritten Platz verzeichnen und haben es sogar in die Pressemitteilung des BFH geschafft (https://www.bundesfinanzhof.de/content/67-2017). Nach der Siegerehrung schloss sich der Kreis, denn wir landeten wieder beim Italiener (wenn auch dieses Mal in München), um das gute Ergebnis noch einmal zu feiern.

Ein großes Dankeschön geht ganz besonders an Herrn Prof. Dr. Stapperfend, Herrn Dr. Schober und Frau Dr. Günther, die uns den ganzen Weg begleitet haben und jederzeit ein offenes Ohr für unsere Probleme und Fragen gehabt haben. Ein weiteres großes Dankeschön geht an unsere Förderer von Mazars, deren Unterstützung ebenfalls essentiell für unsere erfolgreiche Teilnahme am Moot Court war.

Text und Fotos: Kai Erik Ackermann