Erfahrungsbericht über den Hans Soldan Moot Court von Studierenden der Humboldt- Universität zu Berlin

Von Zora Machura (Team I) und Maja Blome (Team II)

In diesem Jahr fand die 11. Runde des bundesweiten Hans Soldan Moot Court zum anwaltlichen Berufs- und Zivilrecht statt. Dabei hatten wir die Möglichkeit die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in zwei Teams zu vertreten. Team I konnte dabei die zweitbeste Beklagtenschrift und sogar den Preis der BRAK für die beste Klageschrift aus 31 teilnehmenden Teams gewinnen. 

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Beim SoldanMoot simulieren die Teilnehmenden anhand eines fiktiven Falls ein Zivilverfahren vor dem Landgericht Hannover. Dabei unterteilt der Wettbewerb sich in zwei Schriftsatzphasen, in der jedes Team eine Klage- und Beklagtenschrift schreibt. Im Anschluss finden nach einem Pre-Moot an der Bucerius Law School in Hamburg die mündlichen Verhandlungen an der Leibnitz Universität in Hannover statt. Der diesjährige Fall behandelte eine Konstellation der Anwaltshaftung. Ein Nahrungsergänzungsmittelhersteller erhob hierbei vermeintliche Schadensersatzansprüche gegen seine frühere Anwaltskanzlei. Bei dieser handelt es sich um eine interprofessionelle Berufsausübungsgesellschaft, also einen Zusammenschluss von Rechtsanwälten mit Medizinern und Heilpraktikern. Der erste Anspruch begründete sich dabei aus einem fehlerhaften Gutachten einer Heilpraktikerin und zugleich Gesellschafterin der Kanzlei, als auch der damit verbundenen vorgeworfenen Falschberatung. Dem zweiten Anspruch legte der Kläger zudem eine vermeintliche Verschwiegenheitspflichtverletzung einer angestellten Ärztin und Gutachterin der Beklagten zugrunde.

Teilnahme am SoldanMoot – eine unvergleichliche Erfahrung

Zu Beginn der Schriftsatzphase haben wir zunächst an einem Schriftsatzworkshop teilgenommen und dadurch einen spannenden Einblick in das tägliche anwaltliche Arbeiten sowie ein grundlegendendes Verständnis für das Formulieren und Strukturieren von anwaltlichen Schriftsätzen gewonnen. In dem darauffolgenden gemeinschaftlichen Arbeiten als Teams sind wir durch die entstehenden Herausforderungen auf eine einzigartige Art und Weise gewachsen. Hierbei ist das Besondere an der HU, dass der SoldanMoot bisher nicht an einen Lehrstuhl angegliedert war, sondern die Teilnehmenden aus dem Jahr zuvor, die neuen Teams coachen. Bei diversen Probe-Pleadings in unterschiedlichen Kanzleien haben wir uns auf die mündlichen Verhandlungen vorbereitet und unsere rhetorischen Fähigkeiten verbessert. Sowohl bei dem Pre-Moot in Hamburg als auch in Hannover haben wir uns dann mit den Teams der anderen Universitäten gemessen. 

Am Ende konnten wir als HU erneut Erfolge verzeichnen. Nach der zweitenbesten Beklagtenschrift und dem Preis des DAV für die beste Beklagtenschrift in 2022, gewann unser Team I dieses Jahr den Preis der BRAK für den besten Klageschriftsatz und wurden zudem auch mit dem zweitbesten Beklagtenschriftsatz ausgezeichnet. Die BRAK ermöglichte uns sowohl an der Filmpremiere von „Deutsches Haus“ teilzunehmen – einer Miniserie, die aus Sicht einer jungen Dolmetscherin die Frankfurter Auschwitz-Prozesse behandelt. Als auch die 6. Konferenz „Anwaltschaft im Blick der Wissenschaft“ der BRAK in Hannover zu besuchen. Hier konnten wir einen spannenden Einblick in aktuelle rechtpolitische Diskussionen erhalten und rechtsvergleichende Perspektiven durch internationale Gäste kennenlernen.

Die Erfahrung, am SoldanMoot teilnehmen zu dürfen, war unfassbar bereichernd. Nicht nur konnten wir als Team über uns selbst hinauswachsen und uns mit spannenden Fragestellungen über das Studium hinaus beschäftigen, sondern auch interessierte engagierte Studierende aus allen Fakultäten bundesweit kennenlernen und spannende neue Perspektiven gewinnen. 

Nächstes Jahr werden wir als Coaches den neuen Teilnehmenden der HU zur Seite stehen, um so auch weiterhin Teil des SoldanMoots zu sein.